Informationen -> Ärztlicher Rat -> Nerven
Nerven
Der Kopfschmerz ist eines der häufigsten Beschwerdebilder in der Hausarztpraxis. Bei zehn Prozent der Bevölkerung veranlassen Kopfschmerzen einen Arztbesuch. Viele Kopfwehformen sind lästig und beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Selten treten gefährliche Kopfwehformen auf. Diese müssen rasch erkannt und einer geeigneten Behandlung zugeführt werden.
Der häufige Spannungskopfschmerz ist ein leichter bis mässiger, drückender Schmerz, der auf beiden Seiten des Kopfes lokalisiert ist. Er pulsiert nicht, verstärkt sich nicht bei körperlicher Arbeit und kann bis 7 Tagen andauern. Auslöser dieser Kopfwehform sind zum Beispiel psychische Belastungen, Schlafmangel, Föhnlagen, Nikotin, Alkohol- und Medikamentenmissbrauch. Die Behandlung dieser Kopfschmerzform besteht in erster Linie im Vermeiden der obengenannten Auslöser. Falls nötig, kann ein leichtes Schmerzmittel eingenommen werden. Es handelt sich hierbei um eine harmlose, aber lästige Form des Kopfschmerzes.
Die Migräne stellt sich als schwereres Krankheitsbild dar und ist viel seltener als der Spannungskopfschmerz. Es handelt sich um rasch einsetzende, halbseitige, pulsierende Kopfschmerzen, welche bei körperlichen Arbeiten zunehmen und bis 3 Tage andauern können. Die Schmerzen sind begleitet von Uebelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit. Manchmal kommt es auch zu Gefühlsstörungen, Lähmungen, Sprech- und Sehstörungen. Bei diesen Symptomen muss der Arzt aufgesucht werden. Die Ursache der Migräne ist nicht sicher bekannt, man vermutet jedoch eine Störung der Durchblutung der Hirnhäute. Auslöser einer Migräneattacke sind Alkohol- und Nikotinkonsum, Schlafmangel, Stress, Menstruation, aber auch Esswaren wie Schokolade, Käse, Zitrusfrüchte sowie Rotwein. Die Attacken sollten möglichst frühzeitig mit ausreichend dosierten gut wirksamen Schmerzmitteln und Mitteln gegen die Uebelkeit behandelt werden. Bei häufigen Anfällen sollte nach einer ärztlichen Abklärung eine sogenannte Intervalltherapie zur Prophylaxe eines Anfalles erwogen werden.
Eine weitere Form von Kopfschmerzen wird durch Ausstrahlungen von der Halswirbelsäule ausgelöst. Sie kommt bei Menschen mit Abnützungserscheinungen der Halswirbelsäule und nach Unfällen mit starker Gewalteinwirkung auf die Halswirbelsäule (sog. Schleudertrauma) vor. Diese Schmerzen sind vor allem im Nacken und Hinterkopfbereich lokalisiert und können bis in die Stirn ausstrahlen. Sie werden unter anderem durch Belastung der Halswirbelsäule provoziert, zum Beispiel durch eine rasche Kopfdrehung. Während der Kopfschmerzen kann es begleitend zu Schwindel, Gefühlsstörungen im Gesicht und Sehstörungen kommen. Die Behandlung umfasst Schmerzmedikamente und vor allem auch Physiotherapie.
Es gibt einige Alarmzeichen für ein gefährliches Kopfweh. Treten diese auf, sollte man unverzüglich einen Arzt aufsuchen. Ein typisches Merkmal ist das schlagartige Einsetzen des Kopfwehs. Gemeint ist ein aus völligem Wohlbefinden heraus innert Sekunden entstandener heftigster Kopfschmerz. Häufigste Ursache hierbei ist die Hirnblutung. Ein weiteres Alarmzeichen ist ein rasch sehr heftig werdender Kopfschmerz. Ein Patient, der sonst nie oder selten Kopfschmerzen hat, verspürt innerhalb von Stunden einen zunehmend unerträglicheren Kopfschmerz. Es kann sich hierbei um eine Hirnhautentzündung, einen viel zu hohen Blutdruck oder um eine Hirnblutung handeln. Eine rasche ärztliche Beurteilung ist auch bei Kopfschmerz, der im Vergleich zu früheren Beschwerden einen völlig anderen Charakter aufweist oder wenn sich neu Dauerkopfschmerzen entwickeln, notwendig. Die Symptome sollten ernst genommen werden,da sie ohne rechtzeitig getroffene Gegenmassnahmen zu bleibenden (invalidisierenden) Schäden oder sogar zum Tode führen können. Dies kann glücklicherweise bei rechtzeitigen Eingreifen in den meisten Fällen verhindert werden.
Dr. med. Hanspeter Gysin Facharzt FMH für Allgemeinmedizin, Hauptstrasse 113, 4450 Sissach |
Zittern ist ein Phänomen, dass wir alle kennen. Beim Frieren auf der kalten Fussballtribüne, zusammen mit einem mulmigen Gefühl vor der Fahrprüfung oder nach Genuss von zuviel Kaffee haben wir alle schon «gezittert». Das Sprichwort von der «Zitterpartie» ist allgemein bekannt. Ist Zittern damit eine alltägliche Erscheinung und gar keine Krankheit ? Ist Zittern lediglich eine Alterserscheinung?
In der Medizin sind verschiedene Formen des Zitterns als Ausdruck unterschiedlicher Erkrankungen bekannt. Daneben gibt es auch den «physiologischen Tremor», wie er in den obigen Beispielen als normaler Ausdruck von Angst oder Müdigkeit erwähnt wurde.
Von den krankhaften Formen des Zitterns sind der Alterstremor («Alterszittern») und das Zittern bei der Parkinson-Krankheit die häufigsten. Eine klare Unterscheidung ist wichtig, da der Arzt unterschiedliche Behandlungen verordnen muss. Weiter kann Zittern bei Stoffwechselerkrankungen, v.a. bei der Schilddrüsenüberfunktion, bei Kleinhirnschädigungen, bei Einnahme von Medikamenten (z.B. von gewissen Asthmamitteln) oder schädlichen Stoffen (z.B. Genuss von Nikotin) und bei Schädigungen der äusseren Nerven (z.B. bei der seltenen Guillain-Barré-Krankheit) auftreten. Vor einer unüberlegten Einnahme eines «Universalmittels» gegen das Zittern kommt deshalb immer eine genaue ärztliche Untersuchung. Diese ist auch angezeigt, wenn man bei starkem oder neu aufgetretenem Zittern einen «normalen» Grund vermutet, da bei gewissen Erkrankungen eine frühe Diagnose sogar lebensrettend sein kann.
Wie kann der Arzt nun bei den meist betagten Patienten die beiden bedeutendsten Formen des Zitterns voneinander unterscheiden? Glücklicherweise sind komplizierte technische Untersuchungen nicht notwendig. Die genaue Befragung und exakte körperliche Untersuchung führen in den meisten Fällen zum Ziel. Bei unklaren Befunden steht dem Hausarzt die Unterstützung des Facharztes für Neurologie zur Verfügung. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal ist die Art des Auftretens des «Tremors»:
Ist dieser während Bewegungen am stärksten (z.B. beim Schreiben oder beim Halten der Zeitung) und verschwindet das Zittern in Ruhe, besteht ein Alterszittern. Einschränkungen beim Gehen bestehen nicht .Typischerweise verschütten diese Patienten den Kaffee während des Trinkens. Häufig ist auch ein Kopfzittern festzustellen. Ähnliche Symptome waren schon bei Eltern oder Grosseltern der Betroffenen zu beobachten. Zur Behandlung können - mit häufig nur «halbbatzigem» Effekt - gewisse Betablocker oder Epilepsiemittel, die langfristig genommen werden müssen, eingesetzt werden.
Beim Parkinson-Tremor ist die Sache umgekehrt: Das Zittern in Ruhe herrscht vor. Grossmutters Hände zittern, wenn sie sich am Feierabend auf der Gartenbank ausruht. Arbeiten die Muskeln (z.B. wenn Grossmutter strickt), verschwindet - zumindest im Anfangsstadium - das Zittern. Bei der Untersuchung versucht der Arzt, dieses Zittern auszulösen. Zudem fahndet er nach weiteren für die Parkinson-Erkrankung bedeutsamen Zeichen wie Steifigkeit von Armen und Beinen und kleinschrittiger Gang. Es gibt aber auch Parkinson-Patienten, bei denen das Zittern praktisch nicht auftritt. Ist die Parkinson-Erkrankung (die «Schüttellähmung») bestätigt, kann der Arzt mit besonderen Medikamenten das störende Zittern bekämpfen. Diese Mittel müssen bei jedem Erkrankten individuell angepasst werden.
Ziel der Behandlung ist bei allen Arten des «Tremors» eine Verbesserung der Beschwerden, damit die Selbständigkeit der Erkrankten möglichst lange erhalten bleiben kann. Eine vollständige Beseitigung des Zitterns ist leider nur selten möglich.
Bei jüngeren Patienten, die zittern, muss an eine Schilddrüsenüberfunktion gedacht werden. Eine Blutuntersuchung kann hier innert weniger Tage eine Klärung ermöglichen.
Dr. med. F. Rohrer Facharzt für Innere Medizin FMH, 4415 Lausen |
|